Was ist Einmütigkeit?

In der gemeinschaftlichen Entscheidungsfinding stimmen Quäker weder ab, noch schließen sie Kompromisse – sie suchen nach Einmütigkeit.

Die Frage, auf die unser Verfahren antwortet, lautet weder “Wie stimmen wir ab?” wie in einem Mehrheitsentscheidungsverfahren, noch “Worauf können wir uns einigen?” wie in einem Konsensmodell. Die Frage ist vielmehr “Wie werden wir geführt?”. Es geht nicht (nur) um den Einzelnen und nicht (nur) die Gemeinschaft, sondern auch und zuerst um die Führung durch das Innere Licht, das in uns allen, einzeln und als Gemeinschaft, wirksam ist.

Einmütigkeit ist nicht dasselbe wie Einstimmigkeit. Mit einer musikalischen Metapher gesprochen: Auch und gerade unterschiedliche Noten können in ihrer Vielstimmigkeit einen Akkord oder eine Melodie von simpler und schöner Klarheit erzeugen. Jeder von uns bringt – mit seiner Lebenserfahrung und seiner persönlichen Erfahrung der Gegenwart des Geistes – andere Töne in unsere Entscheidungsfindung. Wenn diese Vielstimmigkeit Musik produziert, sind wir einmütig. Wenn auch nur ein/e einzelne/r Freund/in nicht mitspielen kann, seinen oder ihren Klang nicht einbringen kann in etwas, was eigentlich schon gut klingt, dann haben wir den Zustand der Einmütigigkeit noch nicht erreicht. Dann müssen wir zurück in die andächtige Stille gehen und auf Einmütigkeit warten, und wenn wir keinen einmütigen Beschluss fassen können, müssen wir ihn vertagen.