Rückblick: Jahresversammlung 2017

Rückblick: Jahresversammlung 2017

Epistel der Religiösen Gesellschaft der Freunde – Deutsche Jahresversammlung 2017

Herzliche Grüße an Freunde und Freundinnen überall

Zur 87. Jahresversammlung der Quäker in Deutschland und Österreich trafen sich dieses Jahr 205 Menschen in unserem Quäkerhaus in Bad Pyrmont. Eine wunderbare Bereicherung waren fast 20 Freunde aus anderen Jahresversammlungen und viele Kinder und Jugendliche.

Die diesjährige Cary-Vorlesung hielt Paul Parker, Recording Clerk des Britain Yearly Meeting, zum Thema “Unser besonderes Angebot! Was haben wir Quäker in diesen turbulenten Zeiten der Welt zu bieten?” Paul erinnerte uns daran, dass Quäker oft in schwierigen Zeiten einen Weg in eine Zukunft der Mitmenschlichkeit gewiesen haben, und dass dies uns auch jetzt obliegt, wenn wir unseren Glauben wahrhaft leben wollen.
In der Stille unserer Quäkerandacht machen wir uns auf eine gemeinsame Suche nach der Wahrheit, die manche, aber keineswegs alle von uns, “Gott” nennen, einer Grundfeste unseres Glaubens, die für viele unser ganzes Leben beeinflusst. Aber zu viele von uns zögern, dies offen zu zeigen, sogar untereinander, weil wir Angst haben, als “sonderbar” zu gelten, oder gar des Versuchs der “Missionierung” bezichtigt werden könnten. Aber ohne dieses offene Bekenntnis zum Quäkertum, wie soll die Welt um uns herum davon wissen?
Paul ermutigt uns daher, das Licht unserer Überzeugungen nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern den Mut zu haben, offen als Quäker sichtbar zu werden und unseren Glauben klar zu artikulieren und danach zu handeln.
Wenn wir dazu nicht bereit sind, ist es als ob wir auf ein gemeinsames Picknick gingen, zu dem jeder eingeladen war, einen Beitrag zu leisten, aber unseren Picknickkorb fest verschlossen hielten. Auf diese Weise können weder wir selbst noch andere in den Genuss des Picknicks kommen. Nur wenn wir bereit sind, unseren Korb zu öffnen und das, was darin, ist auszubreiten, können wir einander und uns selbst spirituell nähren.

Vielleicht haben wir keine fertigen Antworten anzubieten, aber wir sind eine Gruppe gemeinsam Suchender und können anderen Suchenden gegenseitige Unterstützung und einen gemeinsamen Weg anbieten.

Dazu passte ein in unserer Geschäftsandacht vorgetragenes Anliegen: Wie können wir herausfinden, was uns besonders in Deutschland daran hindert, dass Quäker hier bekannter werden, obwohl, wie für Paul, für viele von uns das Finden der Quäker am Ende einer jahre- oder gar jahrzehntelangen Suche nach Gleichgesinnten steht?

Ein weiteres Anliegen, das zur Zeit viele beschäftigt, sind die in Deutschland (Büchel / Eifel) stationierten US amerikanischen Atomwaffen, die für die Verwendung durch die NATO unter Beteiligung der Bundeswehr vorgehalten werden. Die Vorstellung, dass solche Waffen von unserem Boden aus Tod in die Welt bringen könnten, ist vielen von uns unerträglich und wir bilden eine Initiativgruppe, die sich als Quäker und mit Unterstützung der Jahresversammlung am gewaltfreien Widerstand beteiligen wird.

Das Hauptthema dieser Jahresversammlung war die Zukunft unseres alten Hauses und unserer Gemeinschaft. Das Quäkerhaus in Bad Pyrmont hatte in den letzten Jahren immer weniger Besuche von Quäkern, denen es aber kaum bewusst wurde, wenn sie alle 2 Jahre zur Jahresversammlung das Haus zum Leben erweckten. Es gibt keine Gruppe vor Ort mehr. Aber dieses Haus trägt nicht nur die Menschen mit seiner nahezu einmaligen Architektur, sondern auch gravierend zu den Kosten der Quäker bei. So wurde vor ungefähr einem Jahr ein Projekt gestartet, die Zukunft des Quäkerhauses zu entwickeln und dabei die Wünsche der Quäker ebenso wie die finanziellen Möglichkeiten im Auge zu behalten.

Die Herzen hängen oft an dem großen Saal, dessen hohe Decke freitragend über uns Menschen schwebt, aufgehängt an der von dort unsichtbaren Dachkonstruktion. Dieser Saal, erstmals errichtet 1800, bedeutet den meisten Quäkern etwas und bindet sie mit all den Erfahrungen des Lichts in Andachten und Geschäftsversammlungen und verbindet uns mit den Quäkern, die auf dem anliegenden Friedhof beigesetzt sind.
Beim Nachdenken wurde uns klar, das Wichtigste ist der weitere Weg in die Zukunft nicht nur des Hauses sondern auch des Lebens der Gemeinschaft der Freunde.

Unsere Jungfreunde suchen engeren Anschluss und Verbindung zur Jahresversammlung. Wir freuen uns über diesen Schritt und den nachfolgenden Austausch in diesem Prozess.

Von unserer Quäker-Hilfe haben wir gehört, dass sie sich bemüht, in verschiedenen kleinen Projekten die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, sowie Frieden, Gewaltfreiheit und Verständigung zu fördern. Dazu gehört der Aufbau von AVP (Alternatives to Violence Project, in Deutschland PAG) in verschiedenen Ländern und wir hatten einen interessanten Besuch von einem Mitglied von AVP Sudan, der von dort berichtet hat.

Eure Episteln, aus denen wir zu Beginn unserer Versammlung gehört haben, geben uns das Gefühl tiefer Verbundenheit in unserem Bemühen, mehr Licht in die Welt zu bringen.

Sabine Alvermann (Schreiberin) Neithard Petry (Schreiber)